April 2014 6 Monate Paraguay unser erstes Fazit
2015
6 Monate Paraguay und meine Gedanken dazu:
Man lebt hier viel ruhiger. Die Aussage: die Sonne scheint rund 300 Tage im Jahr, stimmt wohl nicht so ganz oder zumindest nicht mehr. Aber man kann sagen 300 Tage ohne Regen, das wäre dann korrekt. Denn es gibt ja auch noch die trüben Tage, an denen es aber nicht regnet. Es ist einfach herrlich, morgens die Augen aufzuschlagen und mit Sonnenstrahlen den Tag zu begrüßen. In den vergangenen 6 Monaten hatte ich nur einmal eine lange Hose an, weil mir kalt war. Obwohl es da trotzdem noch 22 Grad hatte. Ist ja eigentlich nicht kalt. Aber man wird sehr verfroren. Es heißt, dass Blut wird dünner und darum wird man kälteempfindlicher. Scheint wohl was Wahres dran zu sein.
Man fühlt sich auch sehr beschützt :-), in jeder Bank, in oder und vor jedem Supermarkt und vor oder in jedem größeren Geschäft oder Restaurant steht bewaffnete Security. Also muss man keine Angst haben, dass einem was geschieht. Manche Europäer stören sich dran, uns ist es egal. Schließlich müssen die Herrschaften ja auch irgendwie ihr Geld verdienen. Und.......ganz ehrlich.....ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen, als den ganzen Tag von einem Fuß auf den anderen zu treten und zu warten, dass der Tag rum geht.
Man kann nahezu überall mit dem Bus hinfahren. Man winkt und der Bus hält an und wenn fünf Meter weiter der Nächste winkt, hält er wieder an. Beim Aussteigen ist es genauso. In den Städten gibt es sogar Bushaltestellen. Busfahrt kostet umgerechnet rund 50 Cent, egal wie weit man mitfährt. Wenn man in einen anderen Bus umsteigt, zahlt man wieder neu. Es ist allerdings zu bestimmten Zeiten sehr abenteuerlich. Es wird in den Bus gestopft, was geht, auch wenn der Letzte auf dem Trittbrett fährt. Ansonsten ist das Leben hier recht günstig. Man zahlt nur für das, was man wirklich braucht. Wir schauen Fernsehen, aber zahlen keine GEZ-Gebühren. Hundesteuer gibt es nicht!!! Wir zahlen Strom, den wir auch brauchen. Wir zahlen kein Wasser, weil wir eine eigene Wasserversorgung mit glasklarem Brunnerwasser hier auf der Granja Don Ernesto haben. Abwasser......was ist das? Wir zahlen Autosteuer, weil wir ein Auto fahren. Wir zahlen Autoversicherung, weil wir das so wollen. Wir müssten nicht, so lange wir uns im Lande aufhalten. In Argentinien dagegen ist es Pflicht. Aber wer da nicht hin will.......... Es gibt keine Krankenversicherungspflicht. Wer sich versichern möchte, tut es. Wer nicht, tut es nicht. An den Straßen mit Ampelregelung stehen überall Straßenverkäufer, die alles Mögliche an den Mann bringen möchten. Ob Getränke, Obst, Bonbons, Öl, Waschpulver oder Seife. Man kann fast seinen gesamten Einkauf an der Straße tätigen, direkt vom Autofenster aus. An den Ampeln springen auch die Fensterputzer, die einem die Windschutzscheibe für kleines Geld putzen. Manchmal gibt es auch eine artistische Attraktion: Jongleure, Seiltänzer oder Akteure, die auf Stühlen balancieren und dafür natürlich auch ein wenig Geld möchten. Von Irgendwas müssen sie ja leben. Hartz IV gibt´s hier nicht, auch keinerlei soziale Unterstützung. Und Arme gibt es ganz viele. Auch kleine Kinder gehen auf der Straße betteln. Ist traurig für uns, aber normal für die Bevölkerung.
Ganz lustig sind auch die Gesetze, an die sich keiner hält, z.B. sollten am 01. Januar 2015 alle Autos ein Nummernschild haben.....Januar kam, viele Fahrzeuge hatten dann auch ein Schild, aber eigentlich nimmt es keiner wirklich Ernst. Und viele warten erst mal ab.........und wenn man keine Strafe bekommt, fährt man weiter ohne Schild. Dann wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Straßenverkäufer nicht mehr in die Busse einsteigen und dort ihre Waren verkaufen dürfen. Nach 2 Tagen war alles beim Alten. TÜV sollte schon seit Jahren eingeführt werden. Aber die Bevölkerung geht auf die Barrikaden und dann wird wieder alles verworfen. Entsprechend sieht man hier natürlich auch unglaublich viele Schrottautos fahren, aber sie fahren. Das ist einfach faszinierend.
Wir haben bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Die Bevölkerung ist sehr freundlich. Wir grüßen und winken und Jeder grüßt und winkt zurück. Selbst der Polizeichef, bei dem wir unseren Führerschein gekauft haben, winkt uns immer fröhlich zu. Jaaaaa, der Führerschein wird hier einfach gekauft. Man zahlt einen Obolus und schon kann man Auto fahren. Dafür haben natürlich die meisten Fahrer keine Ahnung von Verkehrszeichen oder Verkehrsregeln. Es ist eben Aufpassen angesagt und lieber mal auf die eigene Vorfahrt verzichten. Man fährt auf so vielen Fahrspuren, wie Platz ist, auch wenn nur zwei Spuren eingezeichnet sind, können daraus schnell mal im Stau vier Spuren werden. Hier gibt es wohl auch kein Rechtsfahrgebot. Daher überholt man auch schon mal rechts, wenn Jemand permanent links fährt. Am Anfang hat man noch ein wenig Scheu, aber man gewöhnt sich sehr schnell. Man muss auch immer damit rechnen, dass einem auf der eigenen Standspur ein Auto entgegen kommt.
Natürlich gibt es auch tatsächlich richtige Delikte, für die man zur Kasse gebeten wird. Wenn man z.B. keinen Feuerlöscher dabei hat oder keine 2 Warndreiecke. Nun, auch wenn man bei ROT über die Ampel fährt, wird man zur Kasse gebeten. Wie viel man zahlt ist zwar vorgeschrieben, aber eigentlich auch nicht. Hängt vom Verhandlungsgeschick ab, denn die Polizisten verdienen hier nicht viel, deshalb müssen sie sich ihre Kassen so aufbessern. Irgendwo verständlich. Als "Verbrecher" kommt man so aber eben mal besser weg. Nur wer sich stur stellt, wird offiziell abkassiert. Korrupt hin oder her - Fakt ist, Jeder will/muss leben und wenn ich als "Verbrecher" sparen will, tu ich das schließlich auch.........
Zum Lebensunterhalt kann man sagen - Grundnahrungsmittel und Grundbedarf ist sehr günstig. Das Kilo Bananen 30 Cent, Orangen 40 Cent, Kartoffeln 60 Cent, 1 Salatgurke knapp 20 Cent, 10 große (Baguette) Brötchen 1 Euro, Reis zwischen 30 und 65 Cent das Kilo. Seife ab 30 Cent, Super-Benzin der Liter 1 Euro, wir tanken abwechselnd auch Alkohol, der kostet nur knapp 90 Cent........ABER...........Luxus ist teuer: Haarspray 9 Euro, Nutella kleines Glas 7 Euro, Ritter Sport 3,40 Euro.
Inzwischen ist es Ostern geworden.
Ostern hat in Paraguay nur einen Feiertag, nämlich den
Karfreitag.
Da waren wir wieder mal bei unseren Vermietern zum Essen
eingeladen. Auch hier gilt die Tradition, Karfreitag ist
Fischtag. Also wurde ein riesiger Fisch auf´s Rost gepackt.
Dazu leckere Salate.
In Paraguay ist es natürliche auch verboten, auf der Ladefläche eines Fahrzeuges mit zu fahren. Die Polizei zeigt hier der Bevölkerung, wie man es NICHT machen darf
Damit Reiner keinen 4-eckigen Kopf vom
Laptop-Bildschirm bekommt, habe ich ihm verordnet, dass er
sich hier auf der Farm ein bisschen nützlich machen soll.
Und zwar in Form von Anstricharbeiten. Also sind wir nach
Asuncion gefahren und haben uns mit Farbe, Pinseln und
Farbroller eingedeckt. Zu Hause angekommen, merkten wir dann
erst mal, dass man uns Farbe für den Fußboden verkauft hat.
Am anderen Tag dann noch einmal los und Farbe umgetauscht.
Tja, das ist das Los, wenn man die Sprache nicht beherrscht.
Tja.........nun ist auch der April
Vergangenheit.
Wie doch die Zeit vergeht.
Ich habe 6 Regentage gezählt. Außergewöhnlich
viel. Aber es ist ja schließlich Herbst. Die Bäume bleiben
hier das ganze Jahr grün. Die Büsche und Sträucher blühen in
den tollsten Farben. Am Tage haben wir nun sehr angenehme
Temperaturen. Nur nachts wird es manchmal schon recht
frisch.
Unser Don Ernesto musste Anfang des Monats ins Krankenhaus. Die "Pumpe" hat nicht mehr so richtig mitgemacht. Nachdem er sich wieder halbwegs erholt hat, haben wir die ganze Familie zum Essen eingeladen, um uns zu revanchieren für die vielen Familienfeiern, zu denen wir schon eingeladen waren. Ein gelungener Monatsausklang.